Das Einzige was sich beim Pokern und bei Business-Meetings unterscheidet, ist die Farbe des Tisches!
Nicht umsonst wird in unserem Sprachgebrauch das Feilschen um Verträge und Löhne als „Vertragspoker“ bezeichnet, bei dem man sich nicht „in die Karten schauen lässt“. Dieser Beitrag zeigt Dir die Gemeinsamkeiten von Poker und Business auf und gibt Dir einen ersten Einblick, inwiefern Spielelemente und Strategien aus dem Pokern zu mehr Erfolg und mehr Spass im Job und allgemein im Leben führen. Ich verwende spielrelevantes Wissen bereits in unzähligen Situationen des Alltags. Du kannst das auch.
Poker ist Business in verdichteter Form, alles hängt von der Qualität der getroffenen Entscheidungen ab.
Die Gemeinsamkeiten von Poker und Business sind unübersehbar:
Die Basisregeln sind schnell gelernt, aber zur Beherrschung der Materie sind vertiefte Kenntnisse und eine grosse Erfahrung notwendig. Oder wie es M. Sexton ausdrückte: „Poker takes 5 minutes to learn but a lifetime to master“.
Ein gutes Verständnis der aktuellen Situation sowie strategisches und taktisches Geschick erhöhen die Gewinnchancen.
Dauerhaft erfolgreich wird nur derjenige, der langfristig die besseren Entscheidungen trifft.
Die Suche nach Wettbewerbsvorteilen gleicht beim Pokern der Suche nach Situationen mit einem positiven Erwartungswert.
Die eigene Situation bei unvollständiger Information optimal einzuschätzen und darauf basierend die bestmögliche Entscheidung zu treffen, sind sowohl im Business wie auch beim Pokern zentral. Das Abwägen von Chancen und Risiken gehören genauso dazu wie die Steuerung der Emotionen und die Erarbeitung einer angemessenen Taktik und vielem mehr.
11 Fähigkeiten eines Pokerspielers, die Dir im Business helfen …
Zugegeben, das war jetzt noch etwas abstrakt, aber wir kommen dem Kern immer näher. Ein Spiel am Pokertisch bietet das perfekte Übungsfeld / den perfekten Spielraum um gewohnte Muster abzustreifen, neue Situationen spielerisch zu erlernen und situationsabhängige, kreative Lösungen zu kreieren.
Diese 11 Fähigkeiten lernst Du beim Pokern und kannst sie spielerisch in Deinen (Business-)Alltag integrieren:
- Geduld
Geduld und Ausdauer sind erlernbar und für den Erfolg im Spiel unabdingbar. Eine übermütige Spielweise zum falschen Zeitpunkt, kann Dir Deine Arbeit vieler Stunden mit einer falschen Entscheidung kaputt machen. Deshalb heisst das Spiel „No limit“ ;-). Das Eingehen smarter Risiken und zu Wissen wann Du alles aufs Spiel setzen solltest, sind zentrale Faktoren beim Pokern.
- Disziplin
Das Kennen von Strategien und Konzepten beim Pokern ist das Eine, aber Du musst sie auch korrekt anwenden. Zu erkennen, wann Du eine Hand wahrscheinlich verloren hast, ist schon mal nicht schlecht, aber Du musst Deine gute Hand dann auch noch wegschmeissen können. Das ist nicht einfach und ist nur mit einer disziplinierten Spielweise möglich.
- Gelassenheit
Poker ist ein Strategiespiel mit Glückskomponente. Dies kann dazu führen, dass Dein Spielzug einen positiven Erwartungswert hat, Du aber die Hand dennoch verlieren wirst. Da musst Du, im Wissen die richtige Entscheidung getroffen zu haben, den Mund abzuwischen und weiterzuspielen. Es muss Dein Ziel sein, den Erfolg in einer Hand an der Richtigkeit der getroffenen Entscheidung und nicht am Ausgang der Hand festzumachen. Diese emotionale Kontrolle und Analysefähigkeit benötigt Wissen, Übung und einen wachen, gesunden Körper und Geist. Wer tiltet (sich emotional nicht unter Kontrolle hat) wird langfristig scheitern.
- Fleiss
Glaube an Dich, aber denke daran, dass Du nur durch Training besser wirst und Training bedeutet Zeit zu investieren. Zeit, zum Beispiel um Deine Adaptionsfähigkeit zu verbessern. Du lernst beim Pokern, wie man die Gegner studiert und wie Du Deine Spielweise auf die Spielweise Deiner Mitspieler adaptierst. Eine Fähigkeit, die auch im Geschäftsleben von grossem Nutzen ist. Trainiere am Pokertisch für Deine Karriere. Lerne Dein Team oder Deine Mitstreiter besser kennen.
- Objektivität / Analysefähigkeit
Glaube an Deine Fähigkeiten, aber überprüfe Deinen eigenen Spielstil. Mit regelmässigen Realitätschecks überprüfst Du am Pokertisch Deinen eigenen Spielstil. Wie nehmen mich die Mitspieler wahr. Was denken Sie, wie ich spiele? Und wie kann ich dieses Bild, das ich vermittle, gewinnbringend für mich einsetzen? Und falls das beim ersten Mal nicht klappt, was lerne ich daraus für das nächste Mal? - Mut
Effektive Bluffs brauchen vor allem 3 Dinge: Mut, ein gutes Pokerface und eine gute Körperbeherrschung. Ich bin jedes Mal wieder von neuem fasziniert, wie der eigene Körper bei einem Bluff reagiert. Übung, Übung und nochmals Übung ist das einzige Hilfsmittel dagegen.
- Sportsgeist
Lerne mit Niederlagen umzugehen
Du kannst alles richtig machen und dennoch verlieren. Das ist das Faszinierende am Pokern. Die Glücksspielkomponente sorgte dafür, dass in der Einzelsituation jeder Spielausgang möglich ist, möge die Eintretenswahrscheinlichkeit noch so klein sein. Da musst Du durch. Tröste Dich mit dem Wissen, dass Du die richtige Entscheidung getroffen hast und langfristig mit diesem Spielzug gewinnen wirst.
Lerne mit glücklichen Siegen umzugehen
Aber auch das gehört dazu, Du kannst eine schlechte Entscheidung treffen und dennoch glücklich gewinnen. Mit der Fähigkeit, Deine Hand unabhängig vom tatsächlichen Endergebnis zu analysieren, kannst Du den Unterschied zwischen Glück und Skill verstehen. Ja, manchmal gibt es genau 2 von 50 Karten die Dir zum Sieg verhelfen und wenn genau eine von diesen kommt, dann ist das pures Glück. Geniesse Deinen Erfolg still, und sei Dir des grossen Glücks bewusst.Dazu ein kleiner Exkurs am Rande: An Pokerkursen und auch an privaten Pokerturnieren stelle ich immer wieder die verzerrte Wahrnehmung verschiedener Spieler fest: Gewonnene Hände werden der eigenen Leistung resp. der eigenen Fähigkeit zugeschrieben, verlorene Hände den unglücklichen Umständen resp. dem Pech. Bist auch Du von diesem irrationalen Denkmuster betroffen?
- Konzentrationsfähigkeit
Das Abschätzen von Risiken unter Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten ist Teil eines komplexen Entscheidungsprozesses. Dazu musst Du bereit sein. Und was ist mit Deinen Instinkten? Traust Du Ihnen? Kopf- oder Bauchentscheidung?
- Nervenstärke
Unvollkommene Information, komplexe Situationen, Mitspieler die einen täuschen wollen und noch vieles mehr. Wenn das alles zusammen kommt, dann braucht es nebst der Konzentrationsfähigkeit auch Nervenstärke, denn beim Pokern geht es immer auch um das Tun und nicht nur um das Planen von Entscheidungen. Es kommt der Zeitpunkt, an dem Dein Gegner All-in geht. Dann musst Du Dich entscheiden – Call oder Fold. Mit all den Konsequenzen.
- Bescheidenheit
Du stehst am Anfang Deiner Pokerkarriere und kannst bereits schnelle Erfolge vorweisen? Werde nicht übermütig. Der nächste Downswing kommt bestimmt. Versprochen! Erfahrene Spieler wissen das und bleiben in der Phase des Erfolges bescheiden, im Wissen, dass auch wieder andere Zeiten folgen werden.
- Fokus
Poker ist ein Kampf gegen das eigene Ich. Standhaftigkeit gegenüber den laufenden Gefahren und Versuchungen sind wichtig. Lasse Dich nie durch schmerzhafte Erlebnisse vom theoretisch richtigen Weg abbringen und behalte einen langfristigen Fokus bei. Zu wissen, in welchen Situationen, Du mit minimalem Risiko maximale Gewinne erzielen kannst, helfen Dir dabei, den Blick für die gewinnbringenden Situationen nicht zu verlieren.
… und 2 Spielinhalte die abseits des Pokertisches nichts zu suchen haben.
Es gibt auch Spielinhalte die keinesfalls ins Geschäftsleben übertragen werden sollen.
Regelmässiges Lügen (Bluffen) ist ein wichtiger Bestandteil des Pokerns, aber keine Option für das Geschäftsleben. Einmal beim Lügen erwischt, wirst Du oft keine zweite Chance erhalten und das ist im Normalfall das Risiko definitiv nicht wert. …vielleicht höchstens einmal ein kleiner Semi-Bluff 😉
beim Pokern geht es darum, alle Deine Mitspieler zu besiegen und Ihnen ihre Einsätze abzuknöpfen. Im Geschäftsleben steht glücklicherweise das Miteinander zumeist deutlich im Vordergrund. Da gilt es, den Schalter zwischen Pokertisch und Real-Life jeweils umzulegen.
Ein Praxisbeispiel als Vorgeschmack auf die Blogserie zum Thema Karrierepoker.
Dieser Blogpost ist die Einführung zu einer Blogserie zum Thema Karrierepoker, welche sich vertieft mit den 11 Fähigkeiten eines Pokerspielers auseinandersetzen wird. Diese Blogserie wird viele Praxisbeispiele wie dieses enthalten:
Ich habe beschrieben, dass die Analysefähigkeit am Pokertisch von zentraler Bedeutung ist. Was passiert wenn ich diesen oder jenen Spielzug mache? wie werden die Mitspieler reagieren? Du kannst Dich erinnern?
Während meiner „normalen“ Berufskarriere habe ich an unzähligen Geschäftsleitungssitzungen teilgenommen (zumeist als Verantwortlicher des Direktionsstabes). Ich gebe es zu, nicht alle Traktanden haben mich brennend interessiert, aber ich habe mich mit der Zeit bei der Vorbereitung auf die GL-Sitzungen bei Diskussionstraktanden folgendermassen vorbereitet:
welcher Teilnehmer wird bei Diskussionsbeginn welchen Standpunkt vertreten
welche Vorgeschichte gibt es in diesem Thema
welche Dynamik wird die Diskussion nehmen
welche Rollen werden die einzelnen Geschäftsleitungsmitglieder einnehmen
wie wird die Entscheidungsfindung ablaufen
wie wird der Entscheid sein
Und plötzlich war ich an allen Sitzungsdiskussionen omnipräsent. Stimmen meine Prognosen? Was läuft anders als vorgesehen? Was bedeutet das für die nächste Diskussion?
Mit der Zeit wurde ich immer besser und ich habe das auch für die von mir zu verantwortenden und zu leitenden Sitzungen übernommen, nach dem Motto: Gehe nie in eine Sitzung, von der Du nicht weisst, wie sie ausgehen wird.
Dazu habe ich spielerisch die Grundlage geschaffen. Natürlich bin ich nicht immer richtig gelegen, aber „ I either win or I learn“.
Ich werde in den kommenden Wochen die einzelnen Fähigkeiten eines Pokerspielers im Detail unter die Lupe nehmen und mit vielen Anwendungsbeispielen aus dem (Berufs-)Alltag ergänzen.
Um die Beiträge nicht zu verpassen, kannst Du meinen Blog via E-Mail abonnieren, dann wirst Du bei neuen Beiträgen entsprechend informiert.
Grüsse vom
Karrierepokerer
Ich finde die Kombination bzw. die Möglichkeit der Fähigkeiten im Poker in den Berufsalltag zu integrieren höchst spannend. Liest man die Skills bzw. die Kriterien kann das durchaus eine spannende Herausforderung sein.
Spannend sehr spannend – die Beschreibung einfach super.
Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung. Da bin ich ganz Deiner Meinung – spielend fürs Leben lernen, was gibt es schöneres.
Hoi Andi
Erst einmal danke, für den Kommentar Numero Uno.
Ich denke, es spielen verschiedene Faktoren zusammen, beispielsweise
– es geht darum Herauszuspüren, was den Menschen wirklich wichtig ist (nicht was sie sagen). Wer die Anreize sämtlicher Beteiligter in einem Szenario kennt, ist ein Schritt voraus und kann entsprechend lenken oder vorhersagen
– Erfahrungen im Thema, Kenntnis der Dynamiken innerhalb der entsprechenden Gruppen, etc. können natürlich auch nicht schaden
Macht das Sinn für Dich?
Grüsse
Pascal
Mir gefällt der Gedanke sich für Sitzungen aufgrund der Traktanden vorzubereiten und den Outcome vorherzusagen. Das kann auch langweilige Sitzungen plötzlich spannend erscheinen lassen. Mich würde interessieren welche Parameter nötig sind um das Resultat eines Gesprächs resp. einer Sitzung (teilweise) korrekt vorherzusagen. Spielt hier Empathie eine grosse Rolle oder ist es lediglich das Wissen über die Materie?