Neues Experiment oder Status quo? – Entdecke Deine persönliche Grundhaltung am Beispiel der Initiative zum bedingungslosen Grundeinkommen

Mein Blog-Redaktionsplan sah für diese Woche ein ganz anderes Thema vor, aber es ist wie so oft, meisten kommt es anders, als man denkt. Seit der Publikation des Beitrages zu den Anforderungen des Arbeitsmarktes ab dem Jahr 2020 hatte ich diverse Berührungspunkte zur Volksinitiative zum bedingungslosen Grundeinkommen von anfangs Juni 2016.

Ich bin persönlich überrascht, dass ich mich nun mitten in diesem Thema wiederfinde, aber Inhalte die sich in meinen Gedanken eingenistet haben, können nicht so einfach wieder entsorgt werden. In diesem Sinn, liebe Initiative, hier bin ich und nehme die Herausforderung an und nehme Dich als Leser auf die Reise mit. Mit der Erstellung dieses Beitrags können wir gemeinsam mehr über den Inhalt der Initiative lernen und Du kannst für Dich Deine persönliche Grundeinstellung zum Thema entdecken.

 

Darum geht es in der Initiative zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)

Als Einleitung zum Thema an dieser Stelle kurz die Zusammenfassung worum es in dieser Initiative, über welche wir am 5. Juni 2016 abstimmen werden, überhaupt geht:

Die Initiative will die Bundesverfassung mit dem Auftrag ergänzen, dass der Bund ein bedingungsloses Grundeinkommen einführt. Damit würde der Staat den in der Schweiz lebenden Menschen einen bestimmten Betrag auszahlen, unabhängig davon, wie viel Geld sie verdienen und wie vermögend sie sind. Dieses Grundeinkommen soll man erhalten, ohne dafür irgendwelche Bedingungen erfüllen zu müssen. Es soll es einem ermöglichen, auch ohne Erwerbsarbeit ein menschenwürdiges Dasein zu führen und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Die Finanzierung und die Höhe des Grundeinkommens lässt die Initiative offen; das müsste bei Annahme der Initiative durch das Parlament sowie allenfalls in einer Volksabstimmung festgelegt werden. (Quelle: www.bsv.admin.ch)

 

Mein erster Eindruck zum Zweck der BGE-Initiative ist positiv

Die Argumente für ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie

  • Absicherung gegen Existenzangst
  • Förderung der Eigenverantwortung
  • Teilnahme am gesellschaftlichen Leben für alle

sind aus meiner Sicht so erstrebenswert, dass es sich lohnt die Argumente gegen die Initiative, wie

  • Finanzierbarkeit
  • Migrationsanreize
  • Arbeitsethos

detaillierter zu untersuchen.

Der Initiativtext verdeutlicht zudem, dass im Juni 2016 ein Richtungsentscheid zur Abstimmung gelangt und durch diese Entscheidung noch lange keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden, sondern „nur“ der Startschuss für die Umsetzungsplanung gelegt wird.

Am Status Quo festhalten oder ein neues System für die Zukunft schaffen?

Wir haben es am 5. Juni 2016 in der Hand zu entscheiden, ob wir davon überzeugt sind, dass der Sozialstaat in seiner heutigen Form den Anforderungen der Zukunft gewachsen sein wird, oder ob wir neue Impulse setzen müssen.

 

Meine persönliche Tendenz steht, aber ich will noch mehr wissen

Wenn sich, wovon ich überzeugt bin, die Art des Arbeiten, der Unternehmensführung, des Bildungswesens und vielem mehr, zukünftig nicht mehr funktionieren wird wie vor 50 Jahren, dann besteht die Möglichkeit, dass auch der Sozialstaat, in dieser Form seit rund 70 Jahren bestehend, Änderungen vertragen kann. Ja, es besteht durchaus die Gefahr, dass der Sozialstaat den Anforderungen der Zukunft nicht gewachsen ist.

Ist das BGE die richtige Antwort für all jene, die keine Relevanz mehr im Arbeitsleben ab dem Jahr 2020 haben werden?

Ich weiss es noch nicht, aber es eine Idee, die es sich lohnt durchzudenken und nicht bereits vorgängig mit Gründen, die Bezug auf die Vergangenheit nehmen, zu „versenken“.

Im Blog www.arlesheimreloaded.ch wird es wie folgt beschrieben: „Aber was spräche denn dafür, dass der Staat allen Bürgern vom Säugling bis zum Greis lebenslang ein existenzsicherndes monatliches Einkommen gewähren würde? Bedingungslos und ohne bürokratischen Aufwand? Die Zukunft!“

 

Wer etwas will, der sucht Wege – wer etwas nicht will, der sucht Gründe

In der Diskussion über Beibehaltung oder Veränderung des Status quo bin ich persönlich davon überzeugt, dass die Initiative keine Chance haben wird. Nutzen wir sie …

Wer etwas Zeit in den Foren rund um die Initiative verbringt und die Kommentare studiert, stellt sehr rasch fest, dass die Meinungen gegen die Initiative längst gemacht sind, wobei die Begründungen mannigfaltig sind. Die Zeit – Stand heute – scheint noch nicht reif für einen solchen Systemwechsel zu sein.

Ich stelle fest, dass sich die Argumente der Gegner zumeist auf „Details“ der Umsetzung beziehen und die Grundsatzdiskussion darüber ob wir ein bedingungsloses existenzsicherndes Grundeinkommen wollen oder nicht, versuchen im Keim zu ersticken. Doch genau darüber wird am 5. Juni 2016 abgestimmt, die Umsetzung wird bewusst erst im Anschluss in Angriff genommen.

Wenn wir sagen: Ja –wir wollen ein bedingungsloses existenzsicherndes Grundeinkommen für alle Bürger, dann werden wir als Nation auch Lösungen finden, dies umzusetzen, davon bin ich überzeugt. Natürlich bin ich mir aber bewusst, dass bei der Umsetzung „der Teufel im Detail“ liegen wird.

 

Meiner persönlicher Kreis schliesst sich…

Intrinsische Motivation (etwas gerne zu tun, weil es Spass macht) ist die Zukunft. Eine Folge davon sind Menschen die Selbstverantwortung übernehmen und nicht „nur“ fleissig und gehorsam sind. Ich bin überzeugt, dass der Sinn bei jeder Tätigkeit – unabhängig davon ob im privaten oder beruflichen Bereich – von entscheidender Bedeutung ist. Er erklärt und liefert den Unterschied zwischen durchschnittlicher und exzellenter Leistung. Für dieses selbstbestimmte, sinnhafte Leben ist ein bestimmtes Einkommen lebenswichtig.

Im Streben nach einer liberalen Gesellschaft ist der Gedanke des bedingungslosen Grundeinkommens aus meiner Sicht ein Schritt in die Zukunft und deshalb ist es wahrscheinlich doch kein Zufall, dass ich bei diesem Thema gelandet bin.

Und deshalb unterstütze ich den Abschied vom Status Quo und sage „Ja“ zur BGE-Initiative.

 

…und Deiner?

Und wie sieht es mit Dir aus, lieber Leser? Hast Du noch Fragen? Suchst Du bereits nach Lösungen zur Umsetzung oder noch nach Gründen für die Beibehaltung des Status Quo?

Ob Du meine Meinung teilst oder nicht, wichtig ist, dass Du Dir ein eigenes Bild machst, Antworten auf Deine Fragen findest und den Abstimmungstermin am 5. Juni 2016 nicht verpasst.

 

Das Versprechen

Dieser Beitrag befasst sich bewusst nur mit dem angestrebten Grundsatzentscheid zur BGE-Initiative.

In einem Folgeartikel innerhalb der nächsten 2 Wochen werde ich mich vertieft mit den Argumenten der Initiativgegner (Finanzierbarkeit, Migrationsanreize, etc.) befassen und die Auswirkungen – nach heutigem Wissensstand – für die relevantesten persönlich-familiären Konstellationen aufzeigen, welche die Annahme der Initiative zur Folge hätte.

Die Neugierde und Lust auf das Entdecken von etwas neuem durch Menschen wie Du und ich, könnten die Basis dafür sein, dass die Initiative eine Chance hat. Ich versuche mit gutem Beispiel vorauszugehen. Kommst Du mit auf die Reise?

Herzliche Grüsse und bis zum zweiten Teil. Ich freue mich.

Pascal

 

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8 Thoughts to “Neues Experiment oder Status quo? – Entdecke Deine persönliche Grundhaltung am Beispiel der Initiative zum bedingungslosen Grundeinkommen”

  1. Auch wenn sich das ganze in der Schweiz nicht durchgesetzt hat, glaube ich schon, dass das Thema in vielen Ländern aktueller denn je ist. Es bleibt daher abzuwarten, welche Entwicklung man in diesem Bereich in Zukunft noch beobachten kann.

  2. Seit meinem Beitrag zum bedingungslosen Grundeinkommen haben die Erklärungsversuche zur Initiative und die Anzahl Berechnungsbeispiele explosionsartig zugenommen. Ich verzichte deshalb auf einen zusätzlichen Detailbericht mit relativ wenig Mehrwert und verweise an dieser Stelle lieber auf bereits bestehendes Material zur Initiative:

    http://www.grundeinkommen.ch/glossar-der-missverstaendnisse/
    http://www.grundeinkommen.ch/ist-ein-grundeinkommen-finanzierbar/

    Bei der Diskussion zu den Inhalten bin ich aber jederzeit dabei.

    Liebe Grüsse und bis bald

    Pascal

  3. Claudia

    Hierzu ein sehr interessanter Artikel:
    http://www.watson.ch/Schweiz/Wirtschaft/836021794-BGE-Initianten-im-goldenen-Tesla–%C2%ABDas-Grundeinkommen-ist-eine-Initiative-gegen-Faulheit%C2%BB?utm_source=topbox

    Obwohl ich das Gefühl habe, dass die Schweizer noch nicht für ein BGE bereit sind, bin ich FÜR die Idee, weil ich an Selbstbestimmung und an die Menschen an sich glaube. Auch wenn es ein Nein gibt (und danach sieht es leider aus), bin ich stolz darauf, dass wir überhaupt darüber abstimmen können. Vielleicht wird damit ja – zumindest gedanklich – ein kleiner Grundstein (also ein Grundsteinchen oder ein Grundkieselsteinchen!) gelegt, damit das BGE irgendwann in der Zukunft Realität wird.

    1. Pascal

      Danke für den Link und Deinen Kommentar, den ich genau so unterschreiben kann

  4. Andi Ott

    Es ist nun mal so, dass die BGE Initiative ein riesen Unterfangen ist. Man weiss nicht was genau bei einer Annahme geschehen wird. Aber schlussendlich wird der ganze Staatsapparat umgekrempelt. Es geht ja quasi um die Ablösung des jetzigen Sozialstaats. Da muss man sich halt schon fragen, ist/war das heutige System wirklich so schlecht? Ich hätte spontan gesagt, nein.
    Als ich zum ersten Mal von der Initiative gehört habe, hat sich alles in mir gesträubt. Ich glaube der Durchschnittsbürger hat zuwenig Idealismus, dass solch ein neues System wirklich funktionieren kann, aber da tu ich dem Durchschnittsbürger vielleicht unrecht. Ich bin bereit, Pro und Contra Argumente anzuhören und evtl. meine Meinung zu revidieren.

    1. Pascal

      Absolut perfekt, mir ist es zu Beginn sehr ähnlich ergangen. Ich bin auch nicht dafür, alles, was sich über Jahrzehnte bewährt hat, einfach so über Bord zu werfen.
      Aber, und da ist diese Initiative nur ein Stellvertreter dafür, bin ich klar der Ansicht, dass neue, zukunftsgerichtete Projekte nicht mit vergangenheitsbezogenen Argumenten (bleibt so, weil war schon immer so) „vernichtet“ werden dürfen. Für mich müsste es in etwa so laufen:
      Mitdenken / Informationen beschaffen / Analyse / Eigene Meinung bilden.
      Damit ist das Ziel dieses Blog bereits erreicht – mindestens eine Person zum Mitdenken in diesem Thema zu animieren 🙂 Danke

      1. Andi Ott

        Ich verstehe die Marschrichtung. Es ist sehr zukunftsgerichtet, vor allem die Tatsache, dass wohl viele Jobs automatisiert werden müssten, da diese wohl weniger ideologisch zu sein scheinen. und dennoch zwingend notwendig sind. Strassenputzer, Kassierer (Sorry, dass die immer als Beispiel hinhalten müssen, die machen grundsätzlich einen sehr guten Job), es wäre sehr interessant zu wissen ob diese noch weiterhin arbeiten würden.
        Dann ist da noch die Bildung. Ich glaube Lehrer wird man aufgrund von Idealen wobei einem dann die Realität dann trifft. Ein Drittel der Lehrer ist Burn-Out gefährdet, das ist kein gutes Zeichen. Werden wir, bei Annahme einer BGE noch genug in die Bildung (Personell und Finanziell) investieren um der zukünftigen Generation einen guten Start ins (dann mehr oder weniger freiwillige) Arbeitsleben geben?

        Für mich ist vieles ungeklärt, aber das liegt wohl an der Tatsache, dass noch selten jemand wusste was die Zukunft bringen wird.

        1. Pascal

          Das Konstrukt rund um Bildung / Ausbildung / Schulabschluss und Grundeinkommen ist eine der relevanten Fragestellungen, die ich im Fortsetzungsbeitrag untersuchen möchte.

          Dazu auch die Fragestellung „Wer macht die Drecksarbeit“ und welche Jobs gibt es überhaupt noch und ist Deiner auch gefährdet. Dazu auch der Hinweis auf Arbeitsmarktskills 2020

          Und ja, „Prognosen sind sehr schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“

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