Spiele mit Deinem Team oder Deinen Kunden … am Pokertisch

Poker und Business

Poker und Business passen perfekt zusammen. Du zweifelst? Gib mir bitte 1’000 Worte  …

Sergio, der knapp 40 jährige Tessiner aus dem Verkaufsteam schiebt wild gestikulierend seine Pokerchips – begleitet von einem dynamischen „All-in“ – in die Mitte des Pokertisches. Auf der Gegenseite springt Stephan, gut 50 jähriger Finanzchef, aus seinem Stuhl, läuft nervös auf und ab und murmelt dabei etwas wie, das kann doch nicht wahr sein. Nach einigen Sekunden, in denen Stephan mit sich selbst ringt, gibt er diese Hand auf und schmeisst seine Karten verdeckt in die Mitte des Tisches. Sergio gewinnt die bisher gesetzten Chips und baut sich damit genüsslich einen zusätzlichen Chips-Stapel auf, begleitet von Stephans Kommentar, dass er wahrscheinlich die bessere Hand weggeschmissen habe. Sergio lässt Stephan im Moment über seine tatsächlich gehaltene Kartenkombination im Ungewissen; Du hättest bezahlen müssen um diese Information zu erhalten. Recht hat er.

Unbewusst hat Stephan in dieser Situation einen der wichtigsten Grundsätze des Pokern angewandt – Winning by Folding; wenn Du die relative Stärke Deiner Hand im Vergleich zu Deinem Gegenüber nur ungenügend einschätzen kannst, dann lass Dich vom aggressiv spielenden Gegner nicht zu maximalen Risiko verleiten. Dieses Abschätzen der Risiken bei unvollkommener Information unter Berücksichtigung von statistischen Wahrscheinlichkeiten ist Teil eines komplexen Entscheidungsprozesses. Dazu musst Du bereit sein. Und wie verhält es sich mit Deinem Instinkt? Traust Du ihm? Kopf- oder Bauchentscheidung?

Ein Team lernt sich am Pokertisch kennen.

Noch Stunden später – beim gemeinsamen Abendprogramm – plaudern Sergio und Stephan über die angesprochene Spielsituation vom Nachmittag.

Sergio und Stephan arbeiten im selben Unternehmen, sind sich aber vor dem heutigen Tag noch nie persönlich begegnet. Das schnell wachsende IT-Unternehmen, welches in kurzer Zeit zum Marktleader in seiner Nische geworden ist, deckt mit seinen Produkten den gesamten deutschsprachigen Raum + Norditalien ab. Dezentrale Verkaufteams stellen die Nähe zu den Kunden sicher, während die Produktentwicklung hauptsächlich am Deutschschweizer Hauptsitz erfolgt, an welchem auch die Administration und die Unternehmensleitung angesiedelt sind. Eine richtige Erfolgsgeschichte mit all seinen Vorteilen und auch Nachteilen.

An diesem Freitag im Juni nimmt sich das Unternehmen eine Auszeit vom Business-Alltag. Die gesamte Belegschaft, bestehend aus vielen unterschiedlichen Charakteren aus verschiedenen Abteilungen und mit ganz unterschiedlichem beruflichem Background lernt sich abseits von Hierarchie, Projekten und Status-Meetings am Pokertisch neu kennen. Spielerisch und losgelöst von den gewohnten Rollen, werden dem aufmerksamen Spieler die unterschiedlichen Spielertypen dennoch sehr schnell ersichtlich.

Risikofreudig oder vorsichtig. Intuitiv oder analytisch. Schnell wird klar, wie die Menschen ticken. Denn wer ein Spiel neu lernt, wird standardmässig diejenige Spielstrategie verfolgen, die einem am vertrautesten ist. Sich zu verstellen benötigt Übung und ein gutes Pokerface, das kommt zumeist erst mit etwas Spielerfahrung, dafür umso heftiger.

 

Poker passt als Teamevent perfekt, denn Poker ist Business in verdichteter Form

Nicht umsonst gibt es den Spruch, dass das Einzige, was sich beim Pokern und bei Business-Meetings unterscheidet, die Farbe des Tisches sei. In unserem Sprachgebrauch wird das Feilschen um Verträge und Löhne regelmässig als „Vertragspoker“ bezeichnet, bei dem man sich nicht „in die Karten schauen lässt“.

Vieles was Pokern so aussergewöhnlich macht, steckt in diesem einen Zitat von M. Sexton: „Poker is a game that takes 5 minutes to learn and a lifetime to master“. Poker, innerhalb von wenigen Minuten zu erlernen und dennoch ein mathematisches Strategiespiel. Diese Konstellation sorgt für eine umfassende Anzahl von Möglichkeiten und Facetten. Rechnen, Muster erkennen und Menschen einschätzen können. Dabei zu lernen, pragmatische Entscheidungen zu treffen, Chancen und Risiken abzuwägen und sich nicht zu stark von Emotionen und Ängsten leiten zu lassen. Genau wie im realen Leben. Ein gutes Verständnis der aktuellen Situation sowie strategisches und taktisches Geschick erhöhen die Gewinnchancen. Genau wie im richtigen Leben. Dauerhaft erfolgreich sein wird nur derjenige, der langfristig die besseren Entscheidungen trifft. Ja, Poker ist Business in verdichteter Form, alles hängt von der Qualität der getroffenen Entscheidungen ab. Und das alles in einem Spiel.

Die für die Einzelentscheidung relevante Glückskomponente sorgt für unbegrenzten Langzeitspielspass. Wer einmal richtig Poker gespielt hat, wird viele Situationen des alltäglichen Berufs- und Privatlebens wiedererkennen und sein Pokerwissen aktiv nutzen können. Je mehr wir uns auf das Spiel einlassen, desto mehr spielrelevantes Wissen können wir in den Alltag übernehmen.

Bereits an anderer Stelle habe ich die 11 Fähigkeiten, die Du beim Pokern lernst und die für mehr Erfolg und Spass im Leben sorgen vorgestellt.

 

Thematisches Springen vom Poker ins Business und wieder zurück

Wie in so vielem ist die Beherrschung der Spielregeln die Grundlage des (Spiel-)erfolgs. So auch beim Teamevent der Firma von Sergio und Stephan. Am Anfang des Tages standen die umfassende, kurzweilige Spielerklärung und diverse Proberunden auf dem Programm, bevor das Firmenturnier an den 3 Pokertischen gestartet wurde.

Nach rund 30 Minuten gibt’s den ersten Spielunterbruch. Zeit für den Realitätscheck. Alle Teilnehmer überprüfen sowohl den eigenen wie auch den Spielstil der übrigen Kollegen am Tisch und teilen jeden Mitspieler einem der 5 Spielertypen zu. Stimmen die Eigen- und Fremdwahrnehmung überein? Nur wer sich wirklich kennt, kann sein wahres Potential entfalten und nur wer sich gemäss der Spielweise der Gegner entsprechend anpassen kann ist ein guter Spieler, am Pokertisch genau so wie im Leben.

Weiter geht das Turnier.

Kurz vor der Pause verliert Caroline eine Hand gegen Adrian, die sie einen Grossteil ihrer Chips „kostet“. Zu Wissen, wann man verloren hat und damit, durch das sich Trennen von einer guten aber nicht der besten Hand, die Verluste zu minimieren ist eine der zentralen Fähigkeiten beim Pokern. Tönt gut, aber was kann Caroline aus dieser Hand mitnehmen. Gemeinsam mit der Gruppe erarbeiten wir einen möglichen Risikoeinschätzungsprozess in 4 Schritten:

  • Schritt 1: Wir verlassen uns niemals auf Annahmen (der blufft sowieso …)
  • Schritt 2: Wir sammeln alle möglichen Informationen (wir versuchen die bisherigen Schritte, das bisherige Setzverhalten zu rekapitulieren. Wie beobachten jede der Aktionen aufmerksam. Welche „Geschichte“ über seine aktuelle Hand will der Gegenspieler uns verkaufen?)
  • Schritt 3: Wir schätzen unseren Gegner auf der Basis aller Informationen ein
  • Schritt 4: wir treffen eine Entscheidung und handeln entsprechend.

Rückblickend auf die Spielsituation hätte das für Caroline bedeutet: Adrian hat bisher kaum eine Hand gespielt und eigentlich zum ersten Mal innerhalb von 90 Minuten „Stärke“ gezeigt, mehr als nur ein Indiz dafür, dass er nun tatsächlich eine sehr starke Hand hält. Das 8er-Pärchen von Caroline, dass sich im Verlauf der Spielrunde nicht verbessert hat, wurde für Adrian, der sein Paar Könige mit Hilfe der Community Cards sogar zu einem Drillingen ausbauen konnte, zum dankbaren Chips-Lieferanten.

Pokerturniere sind so konzipiert, dass mit fortschreitender Dauer des Turniers, die Spieler immer häufiger ihr gesamtes Turnierleben aufs Spiel setzen müssen – sie gehen „All-in“. Zu Wissen, wann man alles aufs Spiel setzen muss, ist ein Spiegelbild des Lebens, unberechenbar und faszinierend. Maximales Risiko zu gehen, ist die schwierigste Entscheidung beim Pokern … und im Leben. Diese Entscheidung ist bewusst zu wählen und stellt den eigenen Mut auf die Probe. Lasse Dich deshalb nicht vom Gegenspieler zu einem „All-in“ provozieren. Die bewusste Wahl eines „All-ins“ kann beispielswiese bedeuten:

  • Ich gebe vollen Einsatz für das was mir wichtig ist
  • Ich glaube an meine eigene Stärke resp. an die gegnerische Schwäche
  • Ich treffe einen Entscheid
  • Emotionale „All-In-Moves“ sind die grössten Fehler im Berufsleben

Du siehst, ausgehend von einer konkreten Pokerhand, führen wir unbemerkt eine Diskussion über Fragestellungen des Berufsalltags und des Lebens im Allgemeinen. Spielrelevantes Wissen kann dabei problemlos in Alltagssituationen übertragen werden und bietet dabei sowohl neue Ansätze für Problemlösungsstrategien und gleichzeitig Spass.

 

Und ja, einen Turniersieger haben wir auch gefunden

Zum Abschluss will ich euch natürlich nicht vorenthalten, wie das Turnier ausgegangen ist. Sergio hat sich durch seine aggressive Spielweise einen grossen Chips-Stack angesammelt, aber im Lauf der Zeit wird seine Spielweise immer übermütiger, Stephan „wacht“ 2 x hintereinander mit sehr guten Spielhänden auf und nimmt Sergio alle Chips ab. Die Chips aller ursprünglich 25 Turnierteilnehmer sind nun fein säuberlich vor Stephan, dem Finanzchef, aufgetürmt. Das Siegerfoto wird im Intranet der Firma die Runde machen – davon bin ich überzeugt.

Gibt es spielrelevantes Wissen – gerne auch ausserhalb des Pokerns – welches Du abseits des Spielfelds anwendest und Dir zu mehr Lösungsorientierung und mehr Spass im Leben verhelfen? Ich freue mich auf Deine Rückmeldung.

Wenn auch Du mit Deinem Team oder Deinen Kunden spielen möchtest … melde Dich mit Deinen Ideen bei mir: karrierepoker@prosoludo.ch oder erfahre mehr über unser Angebot unter www.karrierepoker.ch 

Herzliche Grüsse und eine gute Woche

Pascal

 

 

Quellen:

www.pokerstrategy.com

www.pokernews.com

Karrierepoker, G. Graber & M Robinson, ISBN 978-3-593-3870-4

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