„Fang klein an / Fang jetzt an / Fang alles an / Scher Dich (noch) nicht um das Ende“

Die Halbzeitanalyse meines Berufslebens hat im Frühling 2015 begonnen und ein bisschen länger gedauert als geplant, aber sie war jeden einzelnen Tag wert.

Grundlage der „Traumjobsuche“, die zu einem erfüllten Arbeitsleben führen soll, ist aus meiner Sicht, die intensive Auseinandersetzung mit sich selber:

was kann ich und was kann ich nicht?
was will ich?
was treibt mich morgens aus dem Bett?

Rückblickend bleiben für mich 4 Themengebiete dieser „Selbstfindungsphase“ als erwähnenswert in Erinnerung:

individuelle Berufsfindung
Karriereverweigerung
Hochbegabung
Scanner-Persönlichkeit

Berufsfindung in einer Welt der Spezialisierung

Auf Empfehlung habe ich mich für meine individuelle Berufsfindung durch das Buch von U. Glaubitz – Der Job der zu mir passt – durchgearbeitet:

Der Workshop zur individuellen Berufsfindung bestehend aus den Teilaufgaben Selbstreflexion, Brainstorming, Recherche und Arbeit ist spannend und lehrreich, aber beim Kapitel „Spezialisieren Sie sich“ sträubt sich alles in mir. Das kann und will ich nicht! Aber wieso? Wieso bin ich anders. Was stimmt nicht mit mir?

Ratgeber wie diese sind darauf ausgerichtet, die grösste Stärke jeder Person herauszufinden und in diesem Gebiet eine Spezialisierung anzustreben. Bei einer Scanner-Persönlichkeit funktioniert das nicht. Ich kann mich nicht auf eine Sache festlegen. Anders ausgedrückt kann man auch sagen, für ein beruflich erfüllendes Leben benötigt mein rasch verarbeitender, wacher Geist Abwechslung und verweigert deshalb insgeheim eine Entscheidung.

Karriereverweigerung – Ja, das gibt es

Gemäss einem Beitrag des Spiegels aus dem Jahr 2012 bin ich ein sogenannter Karriereverweigerer. Ein Leben für die Karriere inkl. den fremdbestimmten Arbeitszeiten, den langwierigen Prozessen, dem Zuviel an interner Politik und der langsamen Entfremdung von der Familie ist nicht mein Ding und bringt auf Dauer zu wenig Befriedigung.

In meiner Vorstellung wünsche ich mir Führung auf Augenhöhe, das bedeutet Führen durch Argumente und durch Inhalte und vor allem eine Führung mit Werten in denen man selbst ein Vorbild ist. Aus meinen bisherigen Erfahrungen und meiner grundsätzlichen Einstellung stelle ich Hierarchien, Autoritäten und Status in Frage, was für eine „normale“ Berufskarriere mit Sicherheit nicht förderlich ist.

Hochbegabung tönt wunderbar, hat aber nicht nur Vorteile

Für Intelligenz gibt es unzählige Definitionen. Die für mich zentralen Punkte habe ich aus verschiedensten Definitionen / Quellen herausgepickt:

Von Ramona Wunderlin: „Man spricht von Intelligenz, wenn man Aufgaben mit Hilfe des Denkens löst, ohne dass hierfür Erfahrung benötigt wird. …“

Intelligenz ist die Fähigkeit, sich in neuen Situationen aufgrund von Einsichten zurechtzufinden und Probleme konkreter oder abstrakter zu lösen.

Wichtigste Voraussetzungen: Neugierde, Fähigkeit sich zu wundern, Fragen zu stellen und Erklärungen zu suchen

Wissen und Bildung sind keine Voraussetzung für Intelligenz

Die Organisation Mensa ist ein weltweiter Zusammenschluss intelligenter Menschen. Für die Aufnahme in dem Verein ist ein bestimmter Intelligenzquotient (IQ) erforderlich. Mitglied werden kann, wer bei einem anerkannten, überwachten Test ein besseres Ergebnis erreicht, als es 98 % der Bevölkerung erzielen würden (IQ 130+). In der Wissenschaft spricht man bei Erreichung dieses IQ-Wertes von Hochbegabung.

Die wichtigsten Ausprägungen einer Hochbegabung aus meiner Sicht:

Hochbegabung ist die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen, aber gleichzeitig an einfachen Alltagsaufgaben zu scheitern

Hochbegabung führt zu Zerstreutheit, da man gedanklich oft hochkonzentriert ist oder sich mit vielen Dingen gedanklich gleichzeitig beschäftigt

Hochbegabung bringt ein Mehr an vielem; mehr denken, mehr fühlen, mehr wahrnehmen. Informationen und Reize werden dabei komplexer verarbeitet. Das bringt sowohl Vor- aber auch Nachteile. Die Komplexität des Denkens, die Differenziertheit der Wahrnehmung sowie die Sensibilität des Gefühlslebens sind zugleich die grössten Stärken wie auch die grössten Schwächen

Hochbegabte haben vermehrt die Fähigkeit zu zweifeln – an sich selbst, an den eigenen Fähigkeiten, an der Richtigkeit von Lösungen aber auch an Autoritäten

Meine eigene Hochbegabung ist mir seit dem Jahr 2010 bekannt und „testiert“. Bis zu meiner Neuorientierung bin ich mit dieser Information sehr vorsichtig und zurückhaltend umgegangen, aus Angst vor nicht zu erfüllenden Erwartungen, Ausgrenzung und Belächelung. Das hat sich mittlerweile geändert. Und manchmal, ja manchmal hilft diese Information sogar dabei mein „Besonderssein“ zu erklären.

Eine Scanner-Persönlichkeit will von allen Süssigkeiten naschen

Das Buch „Du musst Dich nicht entscheiden, wenn Du 1’000 Träume hast“ von Barbara Sher hat für mich persönlich so vieles verändert. Endlich kann ich meine Denk- und Verhaltensweisen verstehen.

Ja, ich bin eine „Scanner-Persönlichkeit“.

Dabei handelt es sich um eine genetische Struktur, die besagt, dass ich nicht geschaffen dafür bin, mich auf ein Interesse festzulegen. Das ist kein Unvermögen sondern in Realität eine wunderbare und seltene Begabung, welche ich dank dem Buch von B. Sher nun als solche gelernt habe zu akzeptieren. Diese „Multitalente“ müssen aber mit der Schwierigkeit leben, dass viele andere Menschen weder deren Verhalten noch deren Persönlichkeit verstehen.

Scanner-Persönlichkeiten wollen von allen Süssigkeiten naschen, sie wollen sich nicht entscheiden, sie wollen wissen was es alles gibt, aus der Angst etwas zu verpassen. Ihr Merkmal ist die „unbändige Neugier auf eine Vielzahl von Themen, die in keinerlei Zusammenhang miteinander stehen“. Die grösste Angst ist dabei, das eigene Potential nicht auszuschöpfen. Dieser Blog wird dabei mein Werkzeug sein, um neue, für mich faszinierende Themen, die meine Neugierde wecken, inhaltlich aufzuarbeiten.

Die Realität zeigt aber auch, dass wir uns heute in einer Welt von Spezialisten befinden, und dass man in dieser Situation selten jemanden findet, der sich für Scanner-Persönlichkeit einsetzt. Dieser Umstand bedeutet, dass man die Dinge selber in die Hand nehmen muss und Möglichkeiten ergreifen soll, wenn sie sich einem bieten. Für die Erkenntnisse aus der Arbeit mit diesem Buch bin ich unglaublich dankbar:

„Fang klein an / Fang jetzt an / Fang alles an / Scher Dich nicht um das Ende“

Soweit mein persönlicher Beitrag zu meiner Vorgeschichte und dem Grund, warum es diesen Blog gibt und weshalb, die Themengebiet auf den ersten Blick so heterogen erscheinen.

Wie sieht es mit Deinem Berufsalltag aus. Bist Du noch im Hamsterrad gefangen oder hast Du den Ausweg bereits gefunden?

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